Kleinstunternehmen
Wo Förderung, Mut und Innovation ineinandergreifen

Vor dem Gebäude der „Lindenwirtin“ freuen sich die Beteiligten über das Projekt.Zoombild vorhanden

Stefanie Hofbeck

(10.07.2025) Hirschbach/Unterachtel, Lkr. Amberg-Sulzbach - Das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Oberpfalz investiert mit seinen Förderinstrumenten Dorferneuerung und Flurneuordnung vor allem in Infrastruktur. „Genauso wichtig ist aber, dass wir in Menschen und ihre Ideen investieren – finanziell und ideell“, sagt ALE-Behördenleiter Kurt Hillinger mit Blick auf die Kleinstunternehmer-Förderung und die Initiative „HeimatUnternehmen“. Exemplarisch dafür steht das Projekt von Jan und Nina Brehm in Unterachtel (Gemeinde Hirschbach) im Landkreis Amberg-Sulzbach.

Nach 20 Jahren Stillstand haben die Brehms im Jahr 2022 den historischen Gasthof „Grellner - Zum weißen Ross“ erfolgreich wiedereröffnet, zunächst mit einem beliebten Biergarten in den Sommermonaten. Nina Brehm, eine leidenschaftliche Köchin mit tiefem Bezug zu regionalen Zutaten, bietet ihren Gästen im Biergarten eine Vielzahl saisonaler und regionaler Gerichte. Nun planen sie eine umfassende Renovierung, um das Gasthaus unter dem Namen „Lindenwirtin“ ganzjährig zu betreiben und wieder zu einem lebendigen Treffpunkt im Ort zu machen.

Gaststätten gehören ins Ortsbild. Sie sind ein wesentlicher Baustein für die Lebensqualität im Dorf und die Grundversorgung der ländlichen Bevölkerung. Aber – auch das gehört zur Wahrheit – sie haben es im ländlichen Raum häufig schwer. „Daher ist es umso wichtiger, Gaststätten zu erhalten oder – wie bei Familie Brehm – wiederzubeleben und jene zu unterstützen, die diese Grundversorgung weiterhin sicherstellen wollen“, sagt Hillinger.

Ein Instrument ist das Programm „Förderung von Kleinstunternehmen der Grundversorgung“. Die Fördergelder sollen eingesetzt werden, um die Bedürfnisse der Menschen mit Gütern oder Dienstleistungen des regelmäßigen Bedarfs zu decken. Dazu gehören Gaststätten ebenso wie beispielsweise Bäckereien, Metzgereien, Dorfläden und Pflegedienstleistungen. Damit wird in die Zukunftsfähigkeit von Dörfern, in bestehende und neue Arbeitsplätze und in die Innenentwicklung von Ortskernen investiert.

Seit 2019 sind am ALE Oberpfalz 143 Anträge auf Förderung von Kleinstunternehmen mit Gesamtinvestitionen von knapp 36 Millionen eingegangen, für die aktuell bereits 10,1 Millionen Euro Zuwendungen ausgezahlt wurden. Da noch rund 20 Anträge in Bearbeitung sind, wird die Zuschusssumme noch deutlich steigen.

Familie Brehm gehört auch zu den 157 HeimatUnternehmen in der Oberpfalz. „Die Initiative HeimatUnternehmen verbindet Menschen in ganz Bayern, die über ihr wirtschaftliches Engagement hinaus Verbesserungen für die Dorfgemeinschaft anstoßen. Das sind zupackende Menschen, die sich trauen, neue Wege zu gehen und dabei ein hohes Maß an Kreativität, Gestaltungsfreude und Innovationskraft an den Tag legen“, erklärt Behördenleiter Hillinger. Im Zentrum der Initiative der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung stehen individuelle Begleitung, unbürokratische Unterstützung und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den so genannten HeimatEntwicklern, die in ihren Regionen verwurzelt sind und die kreativen Macher miteinander in Kontakt bringen.

Um ihr Projekt zu finanzieren, geht Familie Brehm auch einen innovativen Weg: Die Renovierungskosten für die „Lindenwirtin“ belaufen sich insgesamt auf 380.000 Euro. Die Förderung durch das ALE Oberpfalz liegt bei 150.000 Euro. Weitere 80.000 Euro werden durch Eigenkapital und Eigenleistungen eingebracht. „Einen Teil der Kosten möchten wir statt über den bereits zugesagten Kredit der Bank über Genussrechte finanzieren“, sagt Nina Brehm. Interessierte haben hier die Möglichkeit, sich an der Sanierung finanziell zu beteiligen: Ab einer Investitionssumme von 500 Euro können Genussrechte erworben werden. Diese werden verzinst und an die Beteiligten jährlich ausgeschüttet – entweder in Form von Geldzins oder in Form von Naturalien, also Gutscheinen zum Einlösen bei der „Lindenwirtin“. Bereits zum Auftakt der Aktion vor wenigen Tagen wurden 45.000 Euro Genussrechte gezeichnet.