Innenentwicklung
Fachtagung wirbt für innovatives und kluges Gestalten in ländlichen Orten
(01.12.2025) Plankstetten/Berching, Lkr. Neumarkt in der Oberpfalz - Ideen entwickeln und Lösungen umsetzen im ländlichen Raum: Darum ging es bei der Fachtagung „Gestalten statt abwarten!“ in der Schule der Dorf- und Landentwicklung (SDL) Abtei Plankstetten in Berching. Mitveranstalter waren die Bayerische Verwaltung für Ländliche Entwicklung, die Bayerische Architektenkammer sowie der Bayerische Gemeindetag.
Ariane Jungwirth, Vorständin der Bayerischen Architektenkammer, machte deutlich, dass intensive Planung der Grundstein für jedes gute Projekt sei. „Der Bestand prägt die Identität der Orte im ländlichen Raum“, sagte Jungwirth. Mit Blick auf den „Bauturbo“ warnte sie davor, dass Schnelligkeit nicht auf Kosten der fachlichen Beratung gehen dürfe.
Über wesentliche Weichenstellungen zu Beginn eines Projektes informierte Referentin Stefanie Seeholzer vom Planungs- und Beratungsbüro ORTE GESTALTEN aus München. „Große Bedeutung hat die Planungsphase 0“, sagte die Architektin. Deren Ziel ist es, Kosten und Nutzen vorausschauend und klug zu planen und zu optimieren. Dies soll dazu führen, dass beispielsweise die Nutzung von (Bau-) Projekten passgenau und effizient erfolgt. Darüber hinaus können Planungs- und Erstellungskosten minimiert werden beziehungsweise kostspielige Umplanungen während der Bauphase vermieden werden. Als wesentlichen Schlüssel zum Erfolg eines Projektes nannte sie die Partizipation in Form von Bürgerbeteiligung.
Ortsentwicklung gibt es nicht umsonst, sondern ist in der Regel mit Kosten verbunden. Wie Planen und Gestalten aber auch bei knappen Kassen gelingen können, erläuterte Rechtsanwalt Frank Sommer aus München. Er stellte verschiedene Formen der städtebaulichen Vertragsgestaltung vor, die es den Kommunen erlauben, Kosten bei Bauprojekten an Investoren zu delegieren. „Da geht eine ganze Menge“, so der Jurist. Zudem sei eine kostenbewusste Bauleitplanung eine wesentliche kommunale „Stellschraube“ bei sogenannten Kostentreibern. Kurze Impulse für zukunftsfähiges Planen und Bauen gab es im Anschluss von Andreas Horsche, 1. Bürgermeister der Gemeinde Furth bei Landshut, dem Berchinger Architekten Michael Kühnlein sowie Architekt Markus Götz vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz.
Eindrucksvolle Beispiele aus der Oberpfalz und Niederbayern, wie aus Plänen und Überlegungen angesichts drohenden Leerstandes, Verfall oder Nichtnutzung Realität geworden ist, stellten drei Referenten-Paare vor. Bürgermeister Andreas Horsche und Architekt Matthias Gewies beleuchteten die Entwicklung des (ehemaligen) Further Maristenklosters. Vor zehn Jahren hat das Kommunalunternehmen im Auftrag der Gemeinde Furth das Areal übernommen. Nach der Findungsphase stand fest, in den Räumen des Maristenklosters ein mittlerweile gut ausgelastetes Seminar- und Bildungszentrum samt Schaubrauerei, Schaudestillation und Gaststätte einzurichten. Alle Fratres leben und wohnen auch heute noch in einem Flügel des Klosters.
Über eine preiswürdige Umgestaltung eines arg in die Jahre gekommenen alten Stadels zum Dorfgemeinschaftshaus für alle Bürger berichteten Dr. Martin Hundsdorfer, 1. Bürgermeister der Gemeinde Mühlhausen (Landkreis Neumarkt i.d.OPf.), sowie Architekt Martin Krauß. Im Ortsteil Kruppach war es ein wirklicher Altbestand, der im Rahmen einer Dorferneuerung eine beeindruckende Verwandlung erlebt hat. Er bietet nun einen attraktiven Raum für die Gemeinschaft. Das Projekt wurde auch überregional positiv wahrgenommen und im Oktober 2025 mit dem Staatspreis „Land.Dorf.Zukunft“ des Bayerischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus ausgezeichnet.
Die Sanierung und Erweiterung einer Arztpraxis in Egglham (Landkreis Rottal-Inn) stellten 1. Bürgermeister Hermann Etzel und Architekt Stefan Kohlmeier vor. Der Kommune drohte der Verlust des Hausarztes, als der langjährige Arzt in Ruhestand ging. Da die Gemeinde das Gebäude im Vorfeld erwarb, konnte sie handeln: Das Haus aus den 1960er-Jahren wurde mit finanziellen Mitteln aus der Dorferneuerung saniert, barrierefrei umgebaut und um einen Massivholz-Anbau erweitert. Die medizinische Betreuung im Dorf konnte so erhalten werden.
Fotos: Holger Stiegler, ALE Oberpfalz, Abdruck honorarfrei